Tauchen bei der Dracheninsel „Isla Dragonera"

Mallorca zeigte sich von seiner schönsten Seite

Schon in der Flaschenpost 2 im Oktober 1996 berichtete Stephan Kurtze über das Tauchen auf Mallorca. Nach 5 Jahren ist es nun mal wieder Zeit für einen neuen Bericht. Bisher war ich nur einmal auf Mallorca. Das war 1974 an der Ostküste bei Cala d’Or in der Cala Egos. Damals - als Tauchen noch kein Massensport war - hatte ich schon getaucht, wenn auch noch ohne den heute üblichen Schnick-Schnack wie z. B. Tarierhilfe, Finimeter, Computer etc! Vermutlich gibt es die damalige Tauchbasis von „Poseidon-Nemrod" auch nicht mehr.

Da Elke mit ihren Turnerfrauen im Mai zum Wandern rund um Paguera war entschieden wir uns diesen Urlaub zu verlängern, d. h. das ich nachkommen sollte. Daher suchte ich eine passende Tauchbasis in der Nähe. Durch die Anzeige im „Sporttaucher" stieß ich auf die Barakuda-Basis „Scuba Activa" in San Telmo. Ein Blick ins Internet hinterlies einen sehr guten Eindruck und auch die Preise der Tauchgänge waren attraktiv. Also per e-mail angemeldet und als es bei der Hotelbuchung über TUI nicht klappen wollte organisierte der Basisbesitzer auch noch die Unterkunft!

Der Ort war genau nach meinem Geschmack, herrlich am westlichsten Punkt in wunderschöner Landschaft gelegen und mit 142 Einwohner noch ohne Betonburgen und Massentourismus. Sofort nach der Ankunft ging ich zur Basis und dort fragte der Basisleiter auch gleich ob ich am Nachmittag schon mittauchen wolle – natürlich war ich dabei! Mit dem neuen Joker-24-Offshore-Boot ging es in wenigen Minuten zu der vorgelagerten – unter Naturschutz stehenden – Dracheninsel. Der Basisleiter, Matthias Günter, war selbst am Steuer. Da er im Trocki war, hatte ich etwas Bedenken wegen der zu erwartenden Wassertemperatur.

Direkt vor einer Steilwand ankerten wir und es gab ein ausführliches Briefing. Im Wasser war ich dann begeistert. Die klare Sicht lies mich die trübe Brühe von Sri Lanka sogleich vergessen. Dazu – für Mittelmeer-Verhältnisse – schönes Fischreichtum. Es war zwar etwas frisch, aber nicht kalt! Wir tauchten in etwa 25 m die Steilwand entlang und ich war richtig zufrieden, den es gab reichlich Oktopusse, Muränen, Sternschnecken, Steckmuscheln und ich konnte auch gleich einen Conger fotografieren. Nach einem Kap, als die Gegenströmung etwas zunahm, drehen wir und tauchen eine Etage höher zurück. Ein schöner Tauchgang und ich war zufrieden.

Ich will nun die „Korallen" (und natürlich auch die anderen Leser) nicht mit Berichten über alle Tauchgänge langweilen sondern nur noch Zusatzinformationen geben. Alle Tauchgänge gehen von diesem Boot das ideal auf die dortigen Bedürfnisse individuell zugeschnitten ist. Die Basis ist professionell geführt und trotzdem familiar, d. h. so richtig zum Wohlfühlen. So ist z. B. vor der Basis ein Garten mit Grill und Sonnenliege. Ich hatte den Eindruck, dass viel Taucher nicht zum ersten Mal auf dieser Basis waren.

Da ich dort die restlichen praktische Prüfungen für CMAS-Silber ablegte, kann ich für Aus- und Weiterbildung diese Basis nur empfehlen! Sowohl Mattias, als auch sein holländischer Tauchlehrer Lueck, geben einem aufgrund ihrer Erfahrung die passenden Tipps und haben die Ruhe weg, wenn nicht gleich alles klappt. So konnte ich Lueck beobachten wie er in der Bucht vor unserem Hotel in aller Ruhe Anfänger-Ausbildung machte – ihm würde ich z. B. Elke zur Ausbildung sofort anvertrauen!

Die Tauchplätze bei der Dracheninsel und auch an der Küste bei San Telmo sind sehr schön und nicht eintönig. Auch bei etwas stürmischerem Wetter schafft das Boot recht stabil den Seegang. Es gab beim Tauchen immer was zu sehen wie z. B. Grotten und Höhlen, Felsformationen und Steilwände und dazu die für das Mittelmeer typischen Seegras-Wiesen. Reichlich Fische, neben den üblichen Mönchsfischen und Lippfischen z. B. Barakuda-Schwärme, große Drachenköpfe, Dorsche und scheue Zackenbarsche. Fast bei jedem Tauchgang waren Muränen und Oktopusse sowie herrliche gelb-violette Sternschnecken zu sehen. Dazu kamen oft noch Zylinderrosen, Korallen und Sabellen. Fotos in der Basis bewiesen, dass ich noch lange nicht alles gesehen hatte, so war ich z. B. noch nicht am Wrack der „MS Josephine" gewesen oder hatte auch keine Adlerrochen gesehen! Da ich die Tauchplätze in Dalmatien immer so lobe muss ich „leider" mitteilen, dass es mir bei San Telmo fast noch besser gefiel!

Einen Tauchgang mit Lueck muss ich aber doch noch extra erwähnen. Er fragte bei einer Tour mit seiner holländischen Ruhe ganz beiläufig, ob wir die Seepferdchen schon gesehen hätten! Natürlich nicht und wir wollten gleich mal dort hin. Und tatsächlich, nachdem wir schon einen richtig großen Drachenkopf gesehen hatten, zeigte er uns zwei langschnauzige Seepferdchen. Ich war begeistert, auch wenn diese mir beim Fotografieren immer denn Rücken zustreckten! Auf dem Rückweg trafen wir dann auch noch auf eine Seespinne und auf einen großen Bärenkrebs – das war mehr als man von einem Tauchgang im Mittelmeer erwarten kann.

Noch etwas fiel mir auf! Ich weiß nicht ob es am Wonnemonat Mai, am Gewässer oder an etwas anderem lag? Auf jeden Fall war Paarungszeit! Die Lippfische „umturtelten" sich und die Octopusse hingen gelegentlich eng umschlungen beieinander! Interessant zu beobachten. Beim praktischen Teil, d. h. den Silber-Prüfungen klappte auch alles und so war ich rundum zufrieden! Wer mehr über die Basis wissen will, braucht mich nur zu fragen oder im Internet unter: www.scuba-activa.de nachzuschauen; die Informationen und Bilder dort bringen einen auf den Geschmack!

Wie schon erwähnt ist der Ort San Telmo recht klein, aber es gibt nette Lokale mit schönem Blick auf die Dracheninsel und wir haben jeden Abend die Sonnenuntergänge genossen! Dazu gibt es schöne Wanderwege mit abwechslungsreichen Touren z. B. zu einer Trappisten-Kloster-Ruine hoch über der Küste oder zu einem alten Wachturm. Wir haben die Zeit dort genossen und können es nur weiter empfehlen; Diana und Jochen habe ich schon „heiß" gemacht und sie wollen auf jeden Fall auch mal hin!

Jürgen Müller