Clubreise nach Estartit

Ganz neu im Programm des Tauchclubs: Das Mittelmeer - oder, besser gesagt, die spanische Costa Brava und hier speziell die Medas-Inseln vor dem Küstenstädtchen Estartit.

Ende 2003 planten zunächst Harry, Daniel und ich eine Fahrt dorthin. Es sollte über ein verlängertes Wochenende unter Einbeziehung eines Feiertages im Frühjahr 2004 sein.

Harry und Daniel hatten früher schon oft ihren Familienurlaub dort verbracht, und schwelgten in allen Tönen von den Tauchgründen dort. Estartit bietet durchaus einige Vorteile gegenüber den "attraktiveren" Tauchplätzen am Roten Meer: Die Entfernung ist deutlich geringer, so dass - ein geeignetes Verkehrsmittel vorausgesetzt - man in kurzer Zeit am Ziel ist. Die Tauchplätze liegen unmittelbar vor dem Hafen von Estartit und sind in wenigen Bootsminuten erreicht. Und schließlich braucht dieses Tauchgebiet nicht den Vergleich mit anderen Plätzen zu scheuen, denn durch die Tatsache, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, und das Tauchen dort reglementiert ist, existiert dort inzwischen eine Artenvielfalt, die manch einer im Mittelmeer sicher nicht mehr für möglich gehalten hat.

Unsere Idee war es jedenfalls, dieses Gebiet mal mit ein paar Leuten auszuprobieren, um es im Erfolgsfall mal offiziell als Ziel für eine Vereinsfahrt anzubieten. Gleichzeitig wollten wir testen, wie man am schnellsten und günstigsten dort hin kommt, sodass auch mal ein längeres Wochenende ausreicht, um ein paar schöne Tauchgänge zu machen. Wir wollten die ganze Reise selbst und ohne Zuhilfenahme eines Reiseveranstalters organisieren, um möglichst flexibel zu sein. Die Fahrt mit dem Auto würde etwa 10-12 Stunden Zeit benötigen, und schied deshalb von vornherein aus. Die ideale Lösung war der Billigflieger vom Hunsrück bis direkt nach Gerona, sozusagen vor die Haustür Estartits. Diese Möglichkeit bietet meines Wissens sowieso kein Reiseveranstalter an, da geht's immer nur - zu weitaus höheren Preisen - von Frankfurt nach Barcelona, mit entsprechend langen Transferzeiten.

Unterkunft, Transfer von Gerona nach Estartit, usw. sollte dann eine der zahlreichen Tauchbasen für uns organisieren.

Als wir diese Ideen bei der Weihnachtsfeier 2003 ins Gespräch brachten, wurde urplötzlich aus einer "Testfahrt" eine reguläre Clubfahrt mit 10 Teilnehmern.

Nach einigem Hin und Her legten wir als Termin den Zeitraum 9. - 14. Juni 2004 fest. Das Dumme daran war nur, das Daniel , der ja Mit-Initiator dieser Tour war, nicht mitfahren konnte, da er an allen in Frage kommenden Terminen wegen privater Verpflichtungen verhindert war. Schade!

Unmittelbar nach der Weihnachtsfeier buchte ich den Flug mit Ryanair nach Gerona übers Internet.. Das wurde auch schon Zeit, denn die freien Plätze im Flieger verteuerten sich zusehends. Auch die Frage mit dem Tauchgepäck war nach Anruf einer sauteuren 0190-er-Nummer geklärt. Im Endeffekt zahlte jeder für Hin-und Rückflug samt Tauchgepäck € 136,--.

Die Flugzeiten sorgten dafür, dass wir diese 5 Tage optimal nutzen konnten: Abflug am Mittwoch früh, und zwar sehr früh: gegen 6.00 Uhr ging der Flieger ab, und landete kurz nach 8.00 Uhr in Gerona. Der Rückflug erfolgte Montags abends gegen 22.00 Uhr, mit Ankunft in Hahn gegen Mitternacht.

Das bedeutete, dass wir bereits am Mittwoch nachmittag den ersten Tauchgang machen konnten, um danach bis einschließlich Sonntag täglich 2 Tauchgänge auf dem Programm standen. Der Montag war dann der Dekompression vorbehalten.

Übers Internet schrieb ich Anfang des Jahres 2 oder 3 Tauchbasen in Estartit an, schließlich nahm ich das Angebot von "Unisub" wahr.

Etwa € 400,-- pro Person kostete dort die Unterbringung im 3-Sterne-Hotel mit Halbpension, der Transfer mit Großtaxi von und nach Gerona, sowie 9 Tauchgänge an den Medas.

Dazu buchte ich sicherheitshalber noch eine Reiserücktrittsversicherung, ebenfalls übers Internet, für € 17,-- pro Person.

Eine knappe Woche also für insgesamt etwa € 550,--, ausgenommen die Getränke und anderer privater Ausgaben, da konnte man nicht meckern. 1 Woche in Ägypten kostet da fast das Doppelte, auch wenn man dann natürlich doch noch ein paar Tauchgänge mehr macht.

Das mit der Rücktrittsversicherung war gut, denn 2 Tage vor dem geplanten Abflug rief mich völlig niedergeschlagen Tom Schilpp an, der gerade wegen eines Blinddarm-Durchbruchs unters Messer gekommen war, und damit ausfiel.

Nach langen Vorbereitungen und vielen Mails ging's dann endlich los: Morgens gegen 4.oo Uhr Abfahrt in Ingelheim, kamen wir pünktlich am Hahn an. Dort läuft man nur kurze Wege, und das Einchecken war in wenigen Minuten erledigt. Danach blieb noch Zeit für ein kleines Frühstück auf der Terrasse beim Sonnenaufgang. Das kann der Großflughafen Frankfurt nicht bieten!

Der 1 1/2-stündige Flug mit Ryanair verlief völlig problemlos, und Jürgen Müller war erstaunt, dass er seine langen Beine doch ganz gut im Flieger unterbringen konnte.

In Gerona angekommen, wartete schon das Taxi vor der Tür auf uns. Mit etwas Mühe verstauten wir unser Tauchgepäck, und waren gegen 10.00 Uhr in Estartit am Hotel.

Das über "Unisub" gebuchte Hotel "St. Anna", mitten im alten Ortskern, mit Swimmingpool, machte einen sehr ordentlichen Eindruck.
Wunderschön die Frühstücksterasse im 4. Stock mit Blick über Estartit und den Hafen.
Nach dem Einchecken spazierten wir zur 500 mtr. entfernten Tauchbasis, um Toni zu begrüßen, der alles für uns bestens organisiert hatte. Er ließ auch gleich einen Bus zum Hotel fahren, um unser Tauchgepäck abzuholen.
Für den Nachmittag planten wir den ersten Tauchgang.am Cap Bernat, ein kleiner Felsen am südlichen Ende der Medas-Inseln. Das Tauchboot war optimal ausgestattet, man konnte zwischen 12 ltr. und 15.ltr Stahlflaschen wählen, wobei alle die kleinere Version bevorzugten. Das Boot war vollständig überdacht, sodass man auch nicht der prallen Sonne ausgesetzt war, was ich als sehr angenehm empfand. Nach Lösung ein paar kleinerer technischer Probleme ging's dann ins Wasser. Hier wurden wir dann gleich mit dem einzigen echten Wermutstropfen dieser Tour konfrontiert: Die Sicht war -mit einem Wort - schlecht. Vorangegangene Schlechtwetterperioden mit Stürmen hatten das Meer sehr aufgewühlt, und das war leider während der ganzen Woche so und besserte sich nicht.
Aber das konnte man nun nicht ändern, und so genossen wir die Tauchgänge trotz dieser Einschränkung.. Schon am ersten Tag begegneten wir einigen großen "Zackis", Tintenfischen, und  konnten Steilhänge mit Gorgonien und Krustenanemonen bewundern,

Sehr interessant waren auch die Höhlentauchgänge. Oft standen die Zackis am Höhlenausgang, das ergab faszinierende Bilder, wenn man vom Höhleninneren gegen den Ausgang blickte, und dort der Zackenbarsch , manches Mal nur als Silhouette, zu erkennen war.

Zwei der 9 Tauchgänge machten wir nicht an den Medas-Felsen, sondern direkt an der steil abfallenden Küste. Einer dieser Exkursionen war der Nachttauchgang am Samstag Abend. Unser Bootsführer fuhr uns solange an der Küste spazieren, bis es richtig dunkel war. Einsiedlerkrebse und Tintenfische waren unterwegs , auch eine kleine Muräne bekamen wir zu Gesicht.

Nachdem am Sonntag Nachmittag der letzte Tauchgang beendet war, blieb uns noch der gesamte Montag zum "Dekomprimieren", unser Rückflug ging ja erst ab 22.00 Uhr von Gerona ab. Diesen Tag nutzten wir zur Besichtigung des Dali-Museums in Figueras. Die Idee zu diesem kulturellen Teil der Reise kam von Michael Spallek, und alle waren dabei. Dieser Ausflug war sehr interessant, eine gelungene Abrundung dieser Clubfahrt.

Rücktransfer nach Gerona und Rückflug verliefen wie gewohnt problemlos und ohne lange Wartezeiten, der Flieger kam sogar noch etwa 20 Minuten früher als geplant im Hunsrück an, so dass wir alle zwischen 00.30 Uhr und 01.00 Uhr wieder zuhause waren.

Alles in allen eine absolut gelungene Tour:  schöne Tauchgänge mit einer gut geführten Tauchbasis, schönes und mildes, nicht zu heißes Wetter, noch nicht Touristen-Überlaufen, gutes Hotel mit gutem Essen, und zwischendurch immer auch mal ein bisschen Ruhe, um auch mal etwas ausspannen zu können - das waren so die Eindrücke, die wohl alle Teilnehmer mit nach Hause genommen haben.

Ich könnte mir gut vorstellen,. diese Fahrt zu wiederholen. Wenn man dann noch etwas mehr Glück hat mit der Sicht unter Wasser- umso besser!

STB