Zu Besuch bei den Tempelwächtern

Außergewöhnliches Taucherlebnis in deutschem Tauchgewässer

Sonnendurchflutetes Grün in seinen schönsten Variationen umgibt uns. Die Sonne hat leichtes Spiel, dringt durch bis auf den Grund, schmeichelt uns und gaukelt Wärme vor. Bloß nicht in den dunklen schattigen Bereich tauchen, schließlich steht die Sonne nicht senkrecht über uns. Dennoch liegt vor uns ein dunkler diffuser Bereich. Dunkle Schatten prägen den Blick nach vorne, wir sind darauf gefasst, dass sich gleich einer bewegt. Und tatsächlich wird der erst kleine dunkle Fleck langsam, scheinbar zögernd, größer. Kommt uns jemand entgegen? Andere Taucher? Oder ….und da kommt der erste direkt auf mich zu….

Erst mal zurück zum Anfang. Seit einiger Zeit gibt es in NRW einen Landschafts- und Gartenbaubetrieb, der sich auf den Bau von Teichen spezialisiert hat. Wir reden hier nicht von den etwas größeren Badewannen, die es in jedem Baumarkt gibt oder den Folienpfützen, sondern von wirklichen Teichen, in denen man ggf. auch schwimmen kann. Die meisten unserer Gärten sind hierfür kaum geeignet, es sei den man umgibt sich mit einem solchen Gewässer. Zum Zeichen der Leistungsfähigkeit der Fa. Naturagart hat diese in Ibbenbüren nahe Münster einen Wasserpark angelegt. Hier wird Teichbau, Filtertechnik, Bepflanzung und alles was dazu gehört förmlich gelebt. Es werden unter anderem Teichbauseminare abgehalten und im Prachtstück wird eben auch getaucht. In einem Schwimmteich, der seines gleichen sucht. Das Gewässer ist komplett künstlich entstanden. Die Geschichte dazu, den Grundriss und vieles mehr könnt ihr unter http://www.naturagart-tauchpark.de/ erfahren. Er ist einfach gigantisch und aber dennoch kompakt. Clever aufgebaut bieten sich viele Möglichkeiten der Betauchung. Schluchten, Grotten, mehrgeschossige Höhlen, eine Tempelanlage und ein Wrack lassen bei Anfänger und Experten keine Wünsche offen. Auch die Infrastruktur ist durchdacht. Großzügiger Bereich nur für Taucher, Duschen Toiletten, Füllanlage und Einstig in den See befinden sich in einem riesigen Gewächshaus. Vom Bollerwagen für den Ausrüstungstransport bis hin zur Wegweisern Über- und Unterwasser alles perfekt.

… der dunkle Schatten nimmt Kontur an. Grau, massig, einem U-Boot gleich mit kaum sichtbaren Bewegungen schiebt er sich unter mir durch. Bloß nicht berühren. Zwei Meter Belugastör befinden sich grade zwischen mir und dem Grund. Keine Zeit darüber nachzudenken, was der macht, wen ich ihn jetzt berühre, die Kumpels sind auch schon da. Die Unterwasserkamera arbeitet im Dauereinsatz, es könnte ja gleich vorbei sein. Da werden wir dann eines besseren belehrt. Die sind eigentlich immer da und halten sich meist auf dem Vorplatz zum Tempel auf. Tempelwächtern gleich checken sie jeden ab, der da zwischen den riesigen Katzenstatuen hindurch zum Tempel taucht. Sie kommen heran und provozieren die Berührung. Ich komme mir vor wie bei einer Haifischfütterung. Umkreisen, wegschwimmen, wieder zurückkommen. Unglaublich, wie Wesen aus einer anderen Zeit. Unsere Zeit vergeht und wir tauchen durch das Höhlenlabyrinth auf der Südseite zurück. Durchbrüche in der Decke lassen die Sonne in die Unterwelt eindringen, Licht spielt mit Fadenalgen, Naturkunst in einer künstlich geschaffenen Natur. Das Ganze wiederholen wir noch zwei Mal an diesem Tag. Die Faszination bleibt, allein die Wassertemperatur erinnert uns daran immer mal wieder ein Päuschen zu machen. Es ist halt noch April und es hat 12°C im Wasser. Dafür ist es draußen angenehm warm und der „Deko- und Aufwärmspaziergang“ durch den Park ist Balsam für die Augen, wärmt nicht nur den Körper. Hier wird das Grün durch ganz viel Buntes noch aufgewertet. Überall blüht und duftet es. Der Frühling gibt alles.

Am Abend sitzen wir bei einem Fläschchen Rotwein vor dem Wohnmobil, beobachten den Sonnenuntergang, freuen uns auf den Sonntag und ein Wiedersehen mit den Monsterstören.

Nach einer ruhigen Nacht direkt vor dem Park und einem schnellen Frühstück waren wir am Sonntag die ersten Taucher im Wasser. Entsprechend waren die Sichtweiten und unsere großen Freunde zeigten sich in strahlendem Sonnenschein. Als ob sie wussten, dass wir uns von ihnen verabschieden müssen, gaben sie noch mal richtig die „Dicken“. Zeigten uns wer der Chef im Haus ist, auf das wir sie so schnell nicht vergessen. Die graue Färbung, die weiße Zeichnung der Diamantstöre und die zerfurchte Nase des Belugastörs habe ich jetzt noch vor Augen. Ein außergewöhnliches Erlebnis.

Schade, dass es doch sehr weit zu fahren ist. Ist nur mit einer Übernachtung zu schaffen. Wenn sich genügend Interessenten melden, sind wir bereit eine Wochenendtour zu organisieren.

Wir, Stephan und ich, waren sicher nicht das letzte Mal dort.